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>> Das Münsterländchen

Eine schützenswürdige Kulturlandschaft

Als „Münsterländchen“ wird ein Landschaftsteil im Bereich der Vennfußfläche bezeichnet, der südöstlich von Aachen gelegen ist.

Der Wechsel von Höhen und Tälern, grünen Wiesen, Weiden und Hecken, von Wäldern, von alten Mühlenanlagen an den Bachläufen von Inde und Vicht, aus hellem Kalkstein gebauten Ortschaften, dies alles trägt heute noch zum besonderen Charme des Münsterländchens bei. Eine Idylle mit hohem Siedlungs- und Wohnwert.

Die Geschichte des Münsterländchens beginnt bereits mit den Kelten. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert folgen die Römer. Zur Römerzeit führten schon vom Norden Galliens her zwei Heerstraßen mitten durch das Münsterländchen nach Köln und Jülich. Spuren dieser römischen Vergangenheit ruhen wohlbewahrt im Boden bzw. sind heute noch sichtbar im gallo-römischen Tempelbezirk Varnenum – einer historischen Kultstätte von besonderem Rang. Etwa im dritten Jahrhundert ist diese Siedlung untergegangen.

Geschichtlich umfasste das Münsterländchen seit der Schenkung Kaiser Ludwig des Frommen im Jahre 816 an seinen Freund und Berater Abt Benedikt von Aniane zur Gründung des Klosters Inda ein Territorium, das die Ortschaften Büsbach, Brand, Breinig, Dorff, Hahn, Krauthausen, Münsterbusch, Venwegen und Walheim einschloss. 844 kam die königliche Domäne Gressenich hinzu. Von 814 bis 1802, also beinahe eintausend Jahre lang, stand das Münsterländchen unter der Herrschaft der Reichsabtei Kornelimünster. Diese Kontinuität war von großer Bedeutung für die gesamte kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes. Nach der Säkularisation wurde die Region in sechs Zivilgemeinden eingeteilt. 1972 wurden die Ortschaften den Städten Aachen und Stolberg angegliedert.

Der Boden des Münsterländchens war reich an mineralischen Schätzen. Am Breiniger Berg wurde von der Römerzeit bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts Galmeibergbau im Tagebau betrieben.

Galmei ist ein bei der Verwitterung oberflächennaher Teile von vererzten Kalken aus Zinkblende entstandenes Zinkcarbonat (ZnCO 3). Im Gegensatz zu den Zinkerzlagern waren die von Eisen, Blei und Kupfer weniger mächtig. Galmei wurde schon im Mittelalter mit Kupfer vermengt und verschmolzen. Die zur weiteren Verarbeitung notwendigen Rohstoffe standen in reichem Maße zur Verfügung: das Wasser der Bachläufe, das Holz aus den reichen Beständen der Reichswälder und Steinkohle aus den nahen Revieren. Als Messing erlangte das Produkt Weltruf.

Eine weitere gewerblich-industrielle Säule waren der Abbau und die Weiterverarbeitung eines harten Kalksteins, des sogenannten Blausteins aus dem Devon. Dieser helle Blaustein, aus dem die Häuser und Kirchen gebaut sind, gibt den Dörfern des Münsterländchens das charakteristische Aussehen. Bis Anfang der 70er Jahres des 19. Jahrhunderts beschränkte sich die Nutzung dieser Natursteine lediglich auf das Brechen und Behauen. Mit Beginn des Industriezeitalters und der Anlage der Eisenbahnstrecken um 1870 begann dann die industrielle Gewinnung und Weiterverarbeitung des Kalkgesteins.

Als dritte gewerbliche Säule ist die Landwirtschaft zu nennen. Von der Dreifelderwirtschaft hat sie sich bis heute zur reinen Weidewirtschaft entwickelt. Die allgemeine Entwicklung hat dazu geführt, dass die vielen kleinbäuerlichen Betriebe inzwischen den wenigen landwirtschaftlichen Großbetrieben gewichen sind.


Die Orte des ursprünglichen Münsterländchens mit seiner landschaftlichen Idylle und dem guten Naherholungs- und Freizeitwert sind heute in starkem Maße bevorzugte Siedlungs- und Wohnregion geworden.

Trotz dieses historisch kulturellen und landschaftlichen einmaligen Hintergrundes soll eine 100 Hektar große Fläche zwischen Breinig, Dorff und Kornelimünster in den nächsten Jahrzehnten dem industriellen Abbau von Kalk- und Dolomitgestein geopfert werden.

Der Landschaftsverband Rheinland schreibt dazu am 16.09.2002 an die Bürgerinitiative: „Aus der Sicht der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Rheinland kann ich Ihnen einige Hinweise aus kulturlandschaftlicher Sicht geben, die für Sie von Interesse sein dürften:

Das großflächige Abbauvorhaben zwischen den historischen Ortslagen Kornelimünster, Breinig und Dorff stellt einen Eingriff in die über Jahrtausende gewachsene Kulturlandschaft dar.

Das sogenannte „Münsterländchen“, die Klosterlandschaft der ehemaligen Reichsabtei Inda, stellt durch ihre nahezu tausendjährige Kontinuität von Besitz und Bewirtschaftung von der Gründung 814 bis zur Säkularisation ein unwiederbringliches kulturlandschaftliches Zeugnis dar und ist schutzwürdig (siehe hierzu Dissertation von Frau von den Driesch) 1).

Der historische Ortsverbindungsweg Dorff-Kornelimünster ist im Rahmen des Projektes „Jakobswege“, das der Landschaftsverband Rheinland zusammen mit der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft und dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) durchführt, in die Strecke von Westfalen nach Belgien aufgenommen, gekennzeichnet und auch gut von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen worden.

Der für das geplante Abbaugebiet geltende Landschaftsschutz dient in diesem Raum auch der Erhaltung des Gebietscharakters aus landeskundlicher Sicht unter Beibehaltung des Reliefs und der Offenlandstruktur mit weiten Blickbeziehungen. ...“

Wir erheben daher Einspruch gegen den massiven Eingriff! Rettet das Münsterländchen vor der Zerstörung!

1) Dissertation von Ursula von den Driesch – Historisch-geographische Inventarisierung von Persistenten Kulturlandschaftselementen des ländlichen Raumes als Beitrag zur erhaltenden Planung, Bonn 1988